Carmignac's Note
Unser monatlicher Anlageüberblick: Juni 2022
Der Juni war vor dem Hintergrund der Verschlechterung einiger Vertrauensindikatoren1 und des Anstiegs der Inflation auf neue Höchstwerte ein besonders turbulenter Monat2. Die Aussicht, dass die Zentralbanken der sogenannten Industrieländer ihre Geldpolitik inmitten einer Konjunkturabkühlung straffen werden, war eine große Quelle der Ungewissheit für die Anleger.
Volatilität bei Staatsanleihen...
In diesem Umfeld stieg die Volatilität der Anleihenmärkte auf neue Höchststände. Der Preis 10-jähriger deutscher Staatsanleihen verzeichnete Schwankungen innerhalb eines Tages von 2 Prozent, was in den vergangenen 20 Jahren eine Seltenheit war. Die Risikoprämien auf dem Kreditmarkt stiegen exponentiell und in den Peripherieländern kletterte beispielsweise der Zins für 10-jährige italienische Staatspapiere in nur wenigen Tagen von 3 auf über 4 Prozent.
Die Folge: Die Europäische Zentralbank (EZB), der bereits sehr daran gelegen war, ihre Geldpolitik so schnell wie möglich zu straffen, musste dringend eine neue Maßnahme ankündigen, um die Eurozone vor der Gefahr des Zerfalls zu bewahren und die Spannungen abzubauen. Wir halten jedoch an unseren Short-Positionen auf europäische Anleihen fest, weil 1) das Notfall-Anleihenkaufprogramm der EZB seinem Ende zugeht und 2) die (Nicht-)Finanzierung der unterstützenden Haushaltsmaßnahmen für ein sehr volles Emissionsprogramm in diesem Sommer sorgt, vor allem in Frankreich und Italien. Genug Potenzial, um die Zinsen dieser beiden Länder in die Höhe zu treiben.
... Vorsicht bei Aktien
Im Aktienuniversum haben uns die anhaltende Inflation und die Konjunkturabkühlung mit ihren Auswirkungen auf die Margen der Unternehmen und auf die Nachfrage dazu veranlasst, im Juni mit einem Netto-Aktienexposure unserer Mischfonds zwischen 5 und 20 Prozent bei einer relativ konservativen Haltung zu bleiben. Wir haben allerdings stärker in defensive Sektoren investiert (die aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit sehr stark in unseren Portfolios vertreten sind). Dies sind Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und die Segmente unter den Nicht-Basiskonsumgütern, in denen die Nachfrage am wenigsten elastisch ist.
Die bedeutendste Ausnahme bei dieser entschieden defensiven Aufstellung macht China, wo Aktien mittlerweile seit Jahresbeginn eine der besten Wertentwicklungen unter den großen Volkswirtschaften der Welt verzeichnen. Pekings Anzeichen für eine Lockerung bei Fragen der Geld-, Haushalts-, Ordnungs- und Gesundheitspolitik stehen in einem günstigen Kontrast zu den Verschärfungen, die in anderen Teilen der Welt bereits im Gange sind oder noch bevorstehen.
Aktive Verwaltung des Euro-Dollar-Währungspaares
Wir haben auch unsere Währungsstrategien aktiv verwaltet, indem wir unser Exposure im Euro zugunsten des US-Dollars massiv reduziert haben. Mehr noch als die Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA sind die Aussicht auf einen Anstieg der Preise für Energieimporte und mögliche Notfallpläne zur Begrenzung der europäischen Exporte ein sehr schlechtes Vorzeichen für die Einheitswährung.
Wir haben zudem Short-Positionen auf das Pfund Sterling aufgenommen, da die britische Wirtschaft nach drei Monaten Null- oder Negativwachstum am Rande einer Rezession stand, während die Preise in Großbritannien immer noch zweistellig stiegen.
Für einen Aufschwung bauen wir auf unser geringes Engagement an den Anleihenmärkten , das asymmetrische Potenzial der Aktienallokation – insbesondere durch das nach und nach wieder aufgebaute Exposure in China – und auf unsere Investitionen in US-Dollar. Diese Erholung könnte Fahrt aufnehmen, sobald sich der für die nächsten Monate erwartete Inflationsrückgang in Europa bestätigt.
Für einen Aufschwung bauen wir auf unser geringes Engagement an den Anleihenmärkten , das asymmetrische Potenzial der Aktienallokation – insbesondere durch das nach und nach wieder aufgebaute Exposure in China – und auf unsere Investitionen in US-Dollar. Diese Erholung könnte Fahrt aufnehmen, sobald sich der für die nächsten Monate erwartete Inflationsrückgang in Europa bestätigt.
Quellen: Carmignac, Bloomberg, 06.07.2022
110 Prozent in Spanien im Vergleich zum Vorjahr, was seit 1985 nicht mehr vorgekommen ist; 8,6 Prozent in den USA, 8,6 Prozent in der Eurozone.
2Der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan erreichte seinen tiefsten Stand seit seiner Einführung vor über 40 Jahren, ebenso in England; die Flash-Schätzungen der PMI – der amerikanischen Einkaufsmanagerindizes – blieben sehr deutlich hinter den Erwartungen zurück.